Überblick
Das reale BIP-Wachstum fiel im vierten Quartal 2018 erneut unerwartet schwach aus, und die jüngsten Indikatoren deuten auch für die erste Jahreshälfte 2019 auf eine erheblich verhaltenere Konjunktur hin als bislang erwartet. Wenngleich einige temporäre Faktoren zur Konjunkturabkühlung Ende 2018 beigetragen haben dürften, deutet die breit angelegte länder- und sektorübergreifende Verschlechterung der Vertrauensindikatoren in den letzten Monaten darauf hin, dass auch länger anhaltende nachteilige Faktoren eine Rolle gespielt haben und die konjunkturelle Grunddynamik etwas schwächer ist als zuvor angenommen. Auf kürzere Sicht dürfte ein Zusammenspiel globaler Unsicherheiten (darunter die Gefahr einer Verschärfung protektionistischer Maßnahmen und die Möglichkeit eines ungeordneten Brexit) und nachteiliger nationaler Faktoren in einigen Ländern des Euro-Währungsgebiets weiterhin die Konjunktur des Euro-Währungsgebiets belasten. Danach wird im Basisszenario davon ausgegangen, dass diese widrigen nationalen und globalen Faktoren allmählich abklingen und die fundamentalen Faktoren, die das Wachstum im Euroraum unterstützen, im Großen und Ganzen weiterhin gegeben sind. Diese Faktoren umfassen insbesondere den sehr akkommodierenden geldpolitischen Kurs, steigende Löhne, eine Erholung der Auslandsnachfrage und eine gewisse Lockerung des finanzpolitischen Kurses. Da damit gerechnet wird, dass sich diese günstigen Faktoren allmählich durchsetzen werden, wird das Wachstum des realen BIP den Projektionen zufolge von 1,1 % im Jahr 2019 auf 1,6 % im Jahr 2020 und auf 1,5 % im Jahr 2021 ansteigen. Im Vergleich zu den Projektionen vom Dezember 2018 wurde das Wachstum des realen BIP für 2019 um 0,6 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Die Inflationsrate nach dem HVPI wird den Erwartungen zufolge im Jahresverlauf 2019 weiter zurückgehen und im verbleibenden Projektionszeitraum bis 2021 auf 1,6 % ansteigen. Die niedrigere HVPI-Inflation im Jahr 2019 ist auf den Einbruch bei der HVPI-Energiepreisinflation infolge des jüngsten Rückgangs der Ölpreise zurückzuführen. Für die HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel wird über den Projektionszeitraum hinweg angesichts der anhaltenden aber moderateren konjunkturellen Belebung und einer angespannteren Arbeitsmarktlage ein allmählicher Anstieg projiziert. Im Vergleich zu den Projektionen vom Dezember 2018 wurde die HVPI-Inflation über den gesamten Projektionszeitraum hinweg nach unten korrigiert, was in erster Linie auf die zuletzt schwächeren Zahlen, die ungünstigeren Aussichten für das Wirtschaftswachstum und eine Abwärtskorrektur der Ölpreisannahmen zurückzuführen war.[1]
1 Realwirtschaft
Das Wachstum schwächte sich in der zweiten Jahreshälfte 2018 deutlich ab, und zwischen den größten Ländern des Euroraums war eine stärkere Divergenz zu beobachten (siehe Abbildung 1). Die Verlangsamung der vierteljährlichen Raten des realen BIP-Wachstums von 0,4 % in der ersten Jahreshälfte 2018 auf 0,2 % in der zweiten Jahreshälfte 2018 hängt teilweise mit spezifischen Faktoren zusammen, die sich auf die Konjunktur auswirkten. Mit Blick auf die größten Länder des Euroraums galt dies insbesondere für Deutschland und Italien, deren BIP-Wachstumsraten sich deutlich abschwächten (in Deutschland kam es nach vierteljährlichen Raten von 0,4 % in der ersten Jahreshälfte 2018 zu einem Stillstand in der zweiten Jahreshälfte 2018, und in Italien war im gleichen Zeitraum eine Abschwächung von 0,2 % auf Raten mit negativem Vorzeichen zu beobachten). Die deutliche Abschwächung in der zweiten Jahreshälfte 2018 in Deutschland war teilweise auf Störungen in der Automobilindustrie zurückzuführen, die sich als dauerhafter erwiesen als zunächst erwartet. Sie war aber auch durch umfassendere sektorübergreifende Schwächen bedingt. In Italien wirkten sich Unsicherheit, Finanzmarktvolatilität und ein geringeres Unternehmervertrauen zunehmend nachteilig auf die Konjunktur aus. Das vierteljährliche BIP-Wachstum in Frankreich und Spanien war in der zweiten Jahreshälfte 2018 etwas höher als in der ersten Jahreshälfte 2018.
Abbildung 1
Reales BIP des Euro-Währungsgebiets
Vor dem Hintergrund nationaler und globaler Unsicherheiten sowie einer früher als erwartet einsetzenden Abschwächung der konjunkturellen Grunddynamik haben sich die Vertrauensindikatoren zuletzt bis auf wenige Ausnahmen insgesamt verschlechtert. Der von der Europäischen Kommission erstellte Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung (Economic Sentiment Indicator – ESI) hat sich während der letzten Monate weiter verschlechtert. Dabei handelt es sich um eine sektor- und länderübergreifende Entwicklung im Euroraum. Die im ESI enthaltenen Vertrauensindikatoren für die Industrie, den Dienstleistungssektor und die Verbraucher blieben zwar über den historischen Durchschnittswerten, fielen jedoch auf Werte, die zuletzt Ende 2016 verzeichnet wurden. Auch die Einkaufsmanagerindizes gaben während der letzten Monate infolge einer zunehmend pessimistischen Einschätzung des Auftragseingangs im Exportgeschäft und des Lagerbestands weiter nach. Die überraschenden Abwärtstendenzen bei den Konjunkturmeldungen waren breit angelegt und könnten auf im Vergleich mit den bisherigen Erwartungen stärkere Auswirkungen der weltweiten Unsicherheiten – insbesondere im Zusammenhang mit globalen Handelskonflikten und dem Brexit – sowie auf die Folgen der zuvor genannten Unsicherheiten in Italien und mögliche nachteilige Auswirkungen der Proteste in Frankreich zurückzuführen sein. Sie könnten auch darauf hindeuten, dass sich die konjunkturelle Grunddynamik entgegen vorherigen Annahmen früher abgeschwächt hat, worin die zunehmende Reife des Konjunkturzyklus im Euro-Währungsgebiet zum Ausdruck kommt. Diese Faktoren führen zu Abwärtskorrekturen des realen BIP-Wachstums in den kommenden Quartalen.
Auf mittlere Sicht wird im Basisszenario von einem allmählichen Abflauen des globalen und binnenwirtschaftlichen Gegenwinds ausgegangen, wodurch wachstumsfördernde fundamentale Faktoren im Euroraum wieder an Bedeutung gewinnen (siehe Tabelle 1). Im Basisszenario wird insbesondere unterstellt, dass es nicht zu einem ungeordneten Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union kommen wird und dass sich der aktuelle Grad an Unsicherheit in Bezug auf den Welthandel und nationale Politikmaßnahmen in einigen Ländern des Euro-Währungsgebiets allmählich wieder normalisiert. Das Abklingen dieser widrigen Faktoren ebnet einigen begünstigenden fundamentalen Faktoren den Weg. Es wird davon ausgegangen, dass der geldpolitische Kurs der EZB sehr akkommodierend bleibt und weiterhin auf die Wirtschaft durchschlägt. Die Kreditvergabe an den privaten Sektor dürfte robust bleiben, getragen von niedrigen Zinsen und günstigen Kreditvergabebedingungen sowohl für private Haushalte als auch für nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften. Außerdem dürfte das Wachstum der privaten Konsumausgaben und der Wohnungsbauinvestitionen von steigenden Löhnen und einem zunehmenden Nettovermögen sowie dem Rückgang der Arbeitslosigkeit profitieren. Zugleich werden sich die Unternehmensinvestitionen vor dem Hintergrund steigender Gewinne, einer hohen Kapazitätsauslastung und voraussichtlicher arbeitskraftsparender Investitionen im Zusammenhang mit einem zunehmenden Arbeitskräftemangel weiter erhöhen. Die Ausfuhren des Euroraums dürften von der projizierten Erholung der Auslandsnachfrage und einer gewissen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit profitieren. Schließlich dürfte beim finanzpolitischen Kurs ein Wechsel von einer weitgehend neutralen Ausrichtung im Jahr 2018 hin zu einer Lockerung für den gesamten Projektionszeitraum zu beobachten sein (siehe Abschnitt 3).
Tabelle 1
Gesamtwirtschaftliche Projektionen für das Euro-Währungsgebiet)
Gleichwohl wird die Erholung des Wirtschaftswachstums in der zweiten Hälfte des Projektionszeitraums gebremst, da einige wachstumsfördernde Faktoren in ihrer Wirkung nachlassen. Den technischen Annahmen zufolge werden die Finanzierungsbedingungen allmählich ungünstiger, obwohl sie das Wachstum weiterhin stützen. Außerdem dürfte sich das Beschäftigungswachstum nach mehreren Jahren, in denen ein robuster Zuwachs zu verzeichnen war, auf mittlere Sicht etwas verlangsamen, was vor allem auf die zunehmend hemmende Wirkung des Arbeitskräftemangels zurückzuführen ist.
Das reale verfügbare Einkommen dürfte die dynamische Entwicklung 2019 und 2020 fortsetzen, bevor diese sich 2021 wieder abschwächt. Dies ist auf gegenläufige Entwicklungen beim Wachstum des nominalen verfügbaren Einkommens und beim Anstieg der Verbraucherpreise in den Jahren 2019 und 2020 zurückzuführen. Im Jahr 2021 hingegen werden sich sowohl das geringere Wachstum des nominalen Einkommens als auch eine leicht höhere Inflation dämpfend auf das Wachstum des realen Einkommens auswirken. Der Beitrag der Bruttolöhne und -gehälter zum Wachstum des nominalen verfügbaren Einkommens dürfte 2019 (aufgrund der Auswirkungen eines schwächeren Beschäftigungswachstums) etwas sinken. Danach dürfte er weitgehend unverändert bleiben (da ein erwarteter Anstieg des Wachstums der Nominallöhne den weiteren Rückgang beim Beschäftigungswachstum ausgleicht). Das Nichtarbeitseinkommen ist in der zweiten Jahreshälfte 2018 gesunken und dürfte sich über den Projektionszeitraum hinweg weitgehend im Einklang mit den Gewinnen allmählich erholen. Vor dem Hintergrund der Senkung direkter Steuern bei einem gleichzeitigen Anstieg der Transferzahlungen an private Haushalte wird für 2019 erstmals seit 2010 wieder mit einem positiven Beitrag der Nettotransferleistungen gerechnet. In den Jahren 2020 und 2021 dürfte der Beitrag weitgehend neutral ausfallen.
Die privaten Konsumausgaben dürften sich auf kurze Sicht erholen, Unsicherheiten in einigen Ländern dürften jedoch die Dynamik bremsen. Das Wachstum der privaten Konsumausgaben hat sich im Verlauf des Jahres 2018 verlangsamt. Auf längere Sicht deuten ein nach wie vor relativ starkes Verbrauchervertrauen, eine erwartete weitere Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt sowie steigende Reallöhne je Arbeitnehmer auf ein kräftigeres Konsumwachstum in den nächsten Quartalen hin, verstärkt durch den positiven Effekt einer finanzpolitischen Lockerung in einigen Ländern. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass die anhaltenden nachteiligen Auswirkungen nationaler Unsicherheiten in einigen Ländern des Euro-Währungsgebiets die privaten Konsumausgaben in den kommenden Quartalen belasten werden.
Die günstigen Finanzierungsbedingungen und das zunehmende Nettovermögen dürften dem Wachstum der privaten Konsumausgaben auf mittlere Sicht förderlich sein. Für die Bankkreditzinsen wird über den Projektionszeitraum hinweg ein mäßiger Anstieg projiziert. Aufgrund der langen Laufzeiten der Kredite an private Haushalte und des relativ geringen Anteils variabel verzinslicher Schuldtitel in den Bilanzen der privaten Haushalte dürften die Auswirkungen steigender Bankkreditzinsen auf Bruttozinszahlungen jedoch begrenzt sein. Die Bruttozinszahlungen dürften daher trotz der höheren Kreditzinsen auf einem niedrigen Niveau bleiben und somit weiterhin die privaten Konsumausgaben stützen. Außerdem steigt das Nettovermögen den Projektionen zufolge über den Zeitraum 2019 bis 2021 jedes Jahr in realer Rechnung um rund 2,5 %, getragen von anhaltend robusten Bewertungsgewinnen aus dem Immobilienbestand, denen über die Hälfte des projizierten Anstiegs zuzuschreiben ist. Das steigende reale Nettovermögen sollte also die Konsumausgaben stützen, auch wenn die Bruttoverschuldung der privaten Haushalte weiterhin auf dem vor Beginn der globalen Finanzkrise verzeichneten Niveau liegt.
Kasten 1
Technische Annahmen im Hinblick auf Zinssätze, Wechselkurse und Rohstoffpreise
Im Vergleich zu den Projektionen vom Dezember 2018 enthalten die technischen Annahmen niedrigere Ölpreise, einen schwächeren effektiven Wechselkurs des Euro sowie niedrigere Zinssätze. Die technischen Annahmen zu den Zinssätzen und Rohstoffpreisen beruhen auf den Markterwartungen. Redaktionsschluss war der 12. Februar 2019. Die Kurzfristzinsen beziehen sich auf den Dreimonats-EURIBOR, wobei die Markterwartungen von den Zinssätzen für Terminkontrakte abgeleitet werden. Bei Anwendung dieser Methode ergibt sich für die Kurzfristzinsen ein Durchschnittsniveau von -0,3 % für 2019, -0,2 % für 2020 und 0,0 % für 2021. Die Markterwartungen bezüglich der nominalen Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im Eurogebiet implizieren ein durchschnittliches Niveau von 1,0 % im Jahr 2019, 1,3 % im Jahr 2020 und 1,5 % im Jahr 2021.[2] Gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018 wurden die Markterwartungen hinsichtlich des Niveaus der Kurzfristzinsen für 2019 um 2 Basispunkte, für 2020 um 17 Basispunkte und für 2021 um 31 Basispunkte nach unten korrigiert, während die Langfristzinsen über den gesamten Projektionszeitraum hinweg um rund 40 Basispunkte nach unten korrigiert wurden.
Was die Rohstoffpreise betrifft, so wird anhand der von den Terminmärkten nach dem Durchschnitt der zwei Wochen bis zum Redaktionsschluss am 12. Februar 2019 abgeleiteten Entwicklung damit gerechnet, dass der Preis pro Barrel für Rohöl der Sorte Brent von 71,1 USD im Jahr 2018 auf 61,7 USD im Jahr 2019 sinkt und in der Folge weiter auf 60,6 USD im Jahr 2021 zurückgeht. Somit würden die auf US-Dollar lautenden Ölpreise gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018 im laufenden Jahr um 8,6 %, 2020 um 8,2 % und 2021 um 8,0 % sinken. Den Annahmen zufolge werden die in US-Dollar gerechneten Preise für Rohstoffe ohne Energie über den Projektzeitraum hinweg wieder ansteigen.[3]
Es wird angenommen, dass die bilateralen Wechselkurse über den Projektionshorizont hinweg unverändert auf dem durchschnittlichen Niveau bleiben, das im Zweiwochenzeitraum bis zum Redaktionsschluss am 12. Februar 2019 vorherrschte. Dies impliziert einen durchschnittlichen USD/EUR-Wechselkurs von 1,14 in den Jahren 2019 bis 2021 (weitgehend unverändert gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018). Der effektive Wechselkurs des Euro (gegenüber 38 Handelspartnern) ist 0,9 % niedriger als in den Projektionen vom Dezember 2018 angenommen.
Technische Annahmen
Das Wachstum der Wohnungsbauinvestitionen dürfte anhalten, wenngleich in einem moderateren Tempo. Das Vertrauen im Baugewerbe und eine steigende Zahl erteilter Baugenehmigungen deuten auf ein anhaltendes Wachstum der Wohnungsbauinvestitionen in den nächsten Quartalen hin. Es wird aber dennoch von einem langsamen Wachstumstempo ausgegangen. Auch Umfragen, aus denen zuletzt ein Rückgang des Anteils der Haushalte hervorgeht, die in den nächsten Jahren Modernisierungsmaßnahmen planen, deuten auf eine solche Verlangsamung hin. Diese Abschwächung ist möglicherweise zum Teil auf die erwartete leichte Verschärfung der Finanzierungsbedingungen, jedoch auch auf die zunehmend hemmende Wirkung von Kapazitätsengpässen im Baugewerbe und ungünstige demografische Trends in einigen Ländern zurückzuführen.
Die Unternehmensinvestitionen dürften ihre Erholung über den Projektionszeitraum hinweg fortsetzen, wenngleich in einem eher verhaltenen Tempo. In der zweiten Jahreshälfte 2018 haben die Unternehmensinvestitionen Schätzungen zufolge etwas an Schwung verloren. Es wird davon ausgegangen, dass sie 2019 recht verhalten bleiben, da sich die anhaltenden Bedenken hinsichtlich der globalen Handelspolitik, eines ungeordneten Brexit und eines Hard-Landing-Szenarios in China offenbar zunehmend nachteilig auf das Unternehmervertrauen in den einzelnen Ländern auswirken. Im Allgemeinen werden den Erwartungen zufolge jedoch mehrere günstige fundamentale Faktoren die Unternehmensinvestitionen im Euroraum weiter stützen: Die Kapazitätsauslastung im verarbeitenden Gewerbe bleibt über ihrem langfristigen Durchschnitt und der Ausrüstungsmangel wird von vielen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes als produktionshemmender Faktor angeführt. Die Finanzierungsbedingungen dürften trotz einer allmählichen Verschärfung über den Projektionszeitraum hinweg vorteilhaft bleiben. Die Gewinne dürften steigen, wodurch der umfangreiche Überhang an liquiden Aktiva weiter wächst, den Unternehmen in den letzten Jahren aufgebaut haben. Außerdem könnten Unternehmen ihre Investitionen erhöhen, um arbeitsbezogene angebotsseitige Beschränkungen zu kompensieren.
Kasten 2
Das außenwirtschaftliche Umfeld
Das Wachstum der Weltwirtschaft hat weiter an Dynamik eingebüßt, nachdem es in der zweiten Jahreshälfte 2017 einen Höhepunkt erreicht hatte. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften war im dritten Quartal 2018 eine konjunkturelle Verlangsamung zu beobachten, die etwas stärker ausfiel, als in den Projektionen vom Dezember 2018 angenommen. Verantwortlich hierfür waren eine schwächere Entwicklung in einigen Volkswirtschaften außerhalb des Eurogebiets und eine etwas stärkere konjunkturelle Abkühlung in Japan. Die aufstrebenden Volkswirtschaften verzeichneten ein stetiges Wachstum, das im Großen und Ganzen mit den Projektionen vom Dezember 2018 übereinstimmte. Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass das globale Wachstum im vierten Quartal 2018 nachgab und sich Anfang 2019 weiter abschwächte.
Mit zunehmender Reife des Konjunkturzyklus in wichtigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist eine Abschwächung im verarbeitenden Gewerbe zu beobachten. Das Tempo dieser Abschwächung hat sich infolge der zunehmenden Unsicherheitsfaktoren verstärkt, die die Weltwirtschaft belasten. Hierzu zählen die Eskalation des Handelsstreits zwischen den Vereinigten Staaten und China, die finanziellen Spannungen in aufstrebenden Volkswirtschaften während der Sommermonate und zuletzt Anzeichen für eine Wachstumsverlangsamung in China mit Ansteckungseffekten in anderen asiatischen Volkswirtschaften. Die globale Abschwächung im verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigte auch den Welthandel.
Für das laufende Jahr wird angesichts zunehmender wachstumshemmender Faktoren eine leichte Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums projiziert. Zu diesen Faktoren zählt eine weltweite Abkühlung im verarbeitenden Gewerbe und im Handel vor dem Hintergrund einer hohen und zunehmenden Unsicherheit, was Politikmaßnahmen und das politische Umfeld betrifft. Obgleich das Wachstum der US-amerikanischen und der globalen Wirtschaft aufgrund des beträchtlichen prozyklischen konjunkturpolitischen Impulses in den Vereinigten Staaten, unter anderem in Form niedrigerer Steuern und höherer Staatsausgaben, weiterhin Auftrieb erhielt, dürfte der partielle Verwaltungsstillstand in den Vereinigten Staaten – der längste sogenannte Federal Government Shutdown in der Geschichte des Landes – die Konjunkturentwicklung in den USA beeinträchtigt haben, und die bevorstehende Debatte über die Schuldenobergrenze könnte das Vertrauen der US-amerikanischen Verbraucher weiter unterhöhlen. In China wird die Inlandsnachfrage den Projektionen zufolge in der ersten Hälfte des laufenden Jahres weiter zurückgehen, da die Umsetzung der vor Kurzem angekündigten staatlichen Stützungsmaßnahmen einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte. Zugleich werden die niedrigeren Ölpreise den Erwartungen zufolge das Wachstum in den erdölimportierenden Ländern unterstützen, in den Exportländern hingegen belasten.
Auf mittlere Sicht wird sich das globale Wachstum den Projektionen zufolge wieder etwas beschleunigen. Maßgeblich hierfür sind im Wesentlichen drei Faktoren, die den Verlauf des globalen Wachstumspfads im Projektionszeitraum bestimmen. Erstens wird sich die konjunkturelle Dynamik in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften abschwächen, da Kapazitätsengpässe zunehmend eine hemmende Wirkung entfalten und öffentliche Stützungsmaßnahmen allmählich auslaufen. Dies geschieht vor dem Hintergrund positiver Produktionslücken und niedriger Arbeitslosenquoten in mehreren wichtigen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. In den Vereinigten Staaten wird die wachstumsfördernde Wirkung des konjunkturpolitischen Impulses 2019 ihren Höhepunkt erreichen, und der Offenmarktausschuss der US-Notenbank dürfte seinen Kurs der allmählichen geldpolitischen Normalisierung – wenn auch eher behutsam – fortsetzen. Zweitens wird sich den Erwartungen zufolge der geordnete Übergang zu einem langsameren, weniger von Investitionen und Exporten abhängigen Wachstumspfad in China fortsetzen. Drittens ist in mehreren aufstrebenden Volkswirtschaften, die in jüngerer Zeit eine tiefe Rezession verzeichneten oder sich derzeit in einer tiefen Rezession befinden, eine Erholung des Wachstums zu erwarten. Dies gilt insbesondere, aber nicht nur, für Argentinien, Brasilien und die Türkei. Den Projektionen liegt dabei die Annahme zugrunde, dass die im letzten Jahr erfolgte Zuspitzung der Handelsspannungen zwischen den USA und China vorwiegend die Konjunktur in diesen beiden Ländern belasten wird. Insgesamt wird sich das weltweite Expansionstempo im Einklang mit dem globalen Wachstumspotenzial bei Wachstumsraten unterhalb des Vorkrisenniveaus einpendeln. Das globale Wirtschaftswachstum (ohne Euro-Währungsgebiet) wird den Projektionen zufolge von 3,7 % im Jahr 2018 auf 3,5 % im laufenden Jahr zurückgehen und für den Zeitraum 2020-2021 leicht auf 3,6 % ansteigen. Gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018 bleiben die Zahlen für das globale Wachstum weitgehend unverändert.
Das außenwirtschaftliche Umfeld
Die weltweite Abkühlung in der Industrie, eine Verschärfung der Handelsspannungen und ein schwächerer Technologiezyklus in Asien dürften im laufenden Jahr den Welthandel belasten, wodurch sich ein im Vergleich zur konjunkturellen Verlangsamung stärkerer Rückgang des globalen Handels ergibt. Auf längere Sicht basieren die Projektionen zur Entwicklung des Welthandels auf der Annahme, dass die weltweiten Einfuhren weitgehend im Einklang mit der Konjunktur zunehmen werden. Die Auslandsnachfrage nach Produkten des Euro-Währungsgebiets, die 2018 um 4 % zunahm, wird den Erwartungen zufolge deutlich zurückgehen und auf 2,2 % im Jahr 2019 sinken, bevor sie 2020 und 2021 auf 3,3 % bzw. 3,4 % ansteigt. Gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018 wurde die Auslandsnachfrage nach Produkten des Eurogebiets für 2019 in größerem und für 2020 in geringerem Maße nach unten korrigiert. Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf enttäuschende Daten Ende 2018 und auf die projizierte schwächere Importnachfrage aus China, aus den übrigen aufstrebenden Volkswirtschaften Asiens und aus den europäischen Volkswirtschaften außerhalb des Euroraums.
Die Ausfuhren in Länder außerhalb des Eurogebiets werden den Projektionen zufolge auf kurze Sicht etwas stärker zulegen als die Auslandsnachfrage nach Produkten des Euroraums und sich anschließend im Einklang mit deren Wachstum entwickeln. Nach einem Rückgang im ersten Quartal 2018 haben sich die Ausfuhren in Länder außerhalb des Eurogebiets den Schätzungen zufolge im zweiten und dritten Quartal allmählich erholt, bevor sie im vierten Quartal die Auslandsnachfrage überstiegen. Die daraus resultierende Steigerung der Marktanteile im vierten Quartal ist zum Teil auf länderspezifische Faktoren zurückzuführen. Angesichts der nachlassenden Wirkung dieser Faktoren und der weiterhin eher verhaltenen Auslandsnachfrage im Jahr 2019 wird das Wachstum der Ausfuhren in Länder außerhalb des Euroraums in der kurzen Frist voraussichtlich gedämpft bleiben. Dabei dürfte es 2019 dennoch etwas stärker anziehen als die Auslandsnachfrage, was eine leichte Steigerung der Marktanteile impliziert. Die Ursache dafür, dass sich die Ausfuhren in Länder außerhalb des Eurogebiets auf kurze Sicht besser entwickeln dürften als die Auslandsnachfrage, liegt in der zunehmenden preislichen Wettbewerbsfähigkeit der Länder des Eurogebiets, verstärkt durch eine weitere Normalisierung bei den Automobilexporten. Auf mittlere Sicht dürften die Ausfuhren in Länder außerhalb des Eurogebiets in gleichem Maße wachsen wie die Auslandsnachfrage (siehe Kasten 2). Den Schätzungen zufolge blieb die Wachstumsrate der Einfuhren aus Ländern außerhalb des Euroraums im vierten Quartal 2018 hinter der Wachstumsrate der Ausfuhren zurück, was einen positiven Außenbeitrag zum Wachstum des realen BIP impliziert. Im weiteren Verlauf dürfte sich das Wachstum der Ausfuhren in Länder außerhalb des Eurogebiets im Großen und Ganzen im Gleichlauf mit der Gesamtnachfrage (Binnennachfrage plus Exportnachfrage) entwickeln. Da die Einfuhren voraussichtlich etwas rascher wachsen werden als die Ausfuhren, wird sich der Wachstumsbeitrag des Außenhandels den Projektionen zufolge 2019 leicht ins Negative kehren und im weiteren Verlauf des Projektionszeitraums weitgehend neutral ausfallen.
Aufgrund der Konjunkturabschwächung und der zunehmend hemmenden Wirkung des Arbeitskräftemangels in einigen Ländern kommt es den Projektionen zufolge zu einem Rückgang des Beschäftigungswachstums. Zukunftsorientierte Umfragen deuten auf kurze Sicht auf ein moderates Beschäftigungswachstum hin. Insbesondere der starke Konjunktureinbruch dürfte das Beschäftigungswachstum auf kurze Sicht bremsen. Auf mittlere Sicht dürfte es sich nach wie vor verhalten entwickeln, da ein weiteres Beschäftigungswachstum in einigen Ländern durch das Arbeitskräfteangebot begrenzt sein dürfte und sich die Nachfrage nach Arbeitskräften den Projektionen zufolge im Einklang mit der konjunkturellen Abkühlung verringern wird.
Das Wachstum der Erwerbsbevölkerung dürfte sich im Projektionszeitraum abschwächen. Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der Erwerbspersonen durch die projizierte Nettozuwanderung von Arbeitskräften, die erwartete Integration von Flüchtlingen und einen anhaltenden Anstieg der Erwerbsbeteiligung weiter zunehmen wird. Diese Faktoren dürften sich allerdings im Projektionszeitraum abschwächen, während sich der für das Wachstum der Erwerbsbevölkerung nachteilige Effekt der Bevölkerungsalterung den Erwartungen zufolge verstärkt, da mehr ältere Arbeitnehmer aus der Erwerbsbevölkerung ausscheiden, als junge Arbeitnehmer nachrücken.
Die Arbeitslosenquote dürfte 2021 auf 7,5 % zurückgehen. Im vierten Quartal 2018 befand sie sich mit 7,9 % auf dem niedrigsten Stand seit dem dritten Quartal 2008. Bis zum Ende des Projektionszeitraums wird die Zahl der Arbeitslosen voraussichtlich um etwa 0,9 Mio auf 12,9 Mio zurückgehen, jedoch immer noch leicht über dem Tiefstand vor der Krise liegen. Zwar wird für nahezu alle Länder des Eurogebiets ein Rückgang der Arbeitslosenquote im Projektionszeitraum erwartet, es ist jedoch weiterhin mit erheblichen Unterschieden in den einzelnen Ländern zu rechnen.
Die Arbeitsproduktivität dürfte sich im Projektionszeitraum wieder erholen. Nach einer starken Dynamik im Jahr 2017 ging die Arbeitsproduktivität je Arbeitnehmer im Jahresverlauf 2018 in vierteljährlicher Rechnung leicht zurück, da es anders als erwartet zu einer konjunkturellen Abkühlung kam und der Arbeitskräftemangel bis zu einem gewissen Grad zu einer Arbeitskräftehortung führte. Im späteren Verlauf des Jahres 2019 ist vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Wiederbelebung mit einer moderaten Beschleunigung des Produktivitätswachstums im Vorquartalsvergleich zu rechnen. Im Anschluss hieran wird sich das Wachstum der Arbeitsproduktivität, unterstützt durch einen Anstieg der geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen und eine leichte Steigerung der Gesamtfaktorproduktivität, den Erwartungen zufolge dem Vorkrisendurchschnitt von 1,0 %[4] annähern.
Im Vergleich zu den Projektionen vom Dezember 2018 wurde das Wachstum des realen BIP für 2019 in größerem und für 2020 in geringerem Umfang nach unten korrigiert. Die beträchtliche Abwärtskorrektur ist auf die schwächeren Zahlen für das Schlussquartal 2018 und eine ungünstigere Einschätzung der kurzfristigen Aussichten zurückzuführen. Darin spiegeln sich länger anhaltende nachteilige Auswirkungen spezifischer Faktoren in einigen Ländern des Eurogebiets und eine stärkere politische Unsicherheit auf globaler Ebene wider. Die mittelfristige Projektion für das reale BIP-Wachstum bleibt weitgehend unverändert, da mit einem allmählichen Abflauen globaler und nationaler wachstumshemmender Faktoren gerechnet wird, sodass die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnen kann.
2 Preise und Kosten
Die Inflationsrate nach dem HVPI wird den Erwartungen zufolge bis zum vierten Quartal 2019 weiter zurückgehen und im verbleibenden Projektionszeitraum bis 2021 auf 1,6 % ansteigen (siehe Abbildung 2). Die niedrigere Gesamtinflation im Jahr 2019 ist im Wesentlichen auf eine deutliche Abnahme der HVPI-Energiepreisinflation zurückzuführen, die dem zuletzt verzeichneten starken Ölpreisverfall und den abwärts gerichteten Basiseffekten aufgrund des vorangegangenen Anstiegs im Jahr 2018 geschuldet ist. Für 2020 und 2021 wird mit einem verhaltenen HVPI-Energiepreisanstieg gerechnet, der mit der relativ flachen Terminkurve für Ölpreise im Einklang steht. Die am HVPI gemessene Teuerung bei Nahrungsmitteln dürfte sich über den Projektionszeitraum hinweg um eine Marke von 1,9 % bewegen. Die HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel wird bis 2021 allmählich auf 1,6 % ansteigen. Den Erwartungen zufolge wird sie von der eher langsamen, aber kontinuierlichen konjunkturellen Erholung profitieren. Darüber hinaus wird die angespannte Lage an den Arbeitsmärkten das Lohnwachstum unterstützen, was zu einem höheren binnenwirtschaftlichen Kostendruck führt. Auch die steigenden Preise für Rohstoffe ohne Energie und der zugrunde liegende globale Preisanstieg werden die HVPI-Inflation ohne Nahrungsmittel und Energie beschleunigen.
Abbildung 2
HVPI des Euro-Währungsgebiets
Das Lohnwachstum dürfte im Projektionszeitraum noch etwas weiter anziehen, da sich die Lage an den Arbeitsmärkten weiter verschärft und Maßnahmen, die das Lohnwachstum in den vergangenen Jahren in einigen Ländern gedämpft haben, auslaufen. Die Zuwachsrate des Arbeitnehmerentgelts je Arbeitnehmer wird den Projektionen zufolge von 2,2 % im Jahr 2018 auf 2,6 % im Jahr 2021 ansteigen. Gleichzeitig ist aufgrund erwarteter Produktivitätssteigerungen im Projektionszeitraum mit einem etwas langsameren Anstieg der Lohnstückkosten zu rechnen. Haupttriebfeder für das anziehende Lohnwachstum ist die erwartete weitere Verbesserung der Arbeitsmarktbedingungen im Projektionszeitraum im Euroraum, wobei sich die Engpässe an den Arbeitsmärkten in einigen Teilen des Eurogebiets weiter verschärfen. Über die Konjunkturdynamik hinaus ist davon auszugehen, dass die in jüngster Zeit deutlich anziehende Gesamtinflation in Euro-Ländern, in denen der Lohnbildungsprozess vergangenheitsbezogene Elemente beinhaltet, zu einem stärkeren Lohnwachstum beiträgt. Des Weiteren dürften die lohndämpfenden Effekte krisenbedingter Faktoren wie die Notwendigkeit einer Lohnzurückhaltung zur Wiedererlangung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit in einigen Ländern und die aufgestaute Lohnzurückhaltung angesichts der während der Krise nach unten starren Nominallöhne im Zuge der anhaltenden wirtschaftlichen Expansion allmählich nachlassen. Zudem haben einige Länder Erhöhungen des Mindestlohns beschlossen, die auf die Lohnverteilung durchwirken könnten.
Die Gewinnmargen dürften sich über den Projektionszeitraum hinweg besser entwickeln als 2018. Die Gewinnmargen wurden in den letzten Quartalen durch ansteigende Lohnstückkosten geschmälert. Dahinter stand die konjunkturelle Abschwächung, die das Produktivitätswachstum bremste. Auch die Verschlechterung der Terms of Trade, die mit vergangenen Ölpreissteigerungen zusammenhing, belastete die Gewinnmargen. Beide Faktoren dürften mit der Wiederbelebung von Konjunktur und Produktivitätswachstum bei einer gleichzeitig erwarteten Verbesserung der Terms of Trade, die auf die zuletzt sinkenden Ölpreise zurückzuführen ist, in den nächsten Quartalen an Bedeutung verlieren.
Der externe Preisdruck wird sich den Erwartungen zufolge 2019 abschwächen und im verbleibenden Projektionszeitraum geringfügig zunehmen. Die Jahreswachstumsrate des Importdeflators wird im Jahr 2019 voraussichtlich zurückgehen, verglichen mit 2018, und anschließend allmählich ansteigen. Dieses Verlaufsprofil wird in hohem Maße von der Bewegung der Ölpreise bestimmt, die die Einfuhrpreise im Jahr 2018 in die Höhe trieben und ihre Entwicklung im Jahr 2019 dämpfen dürften. Zugleich wird davon ausgegangen, dass die Preise für Rohstoffe ohne Öl und der zugrunde liegende globale Preisdruck steigen und zum allmählichen Anstieg der Einfuhrpreise beitragen werden.
Gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018 wurde der Ausblick für die HVPI-Inflation im gesamten Projektionszeitraum nach unten korrigiert. Der Hauptgrund für die Abwärtskorrektur der HVPI-Inflation liegt in der Annahme deutlich niedrigerer Ölpreise (insbesondere für 2019 und 2020) und einer geringeren HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel. Die Abwärtskorrektur der HVPI-Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel wiederum spiegelt die indirekten Effekte niedrigerer Ölpreise, zuletzt schwächere Daten, eher gedämpfte Konjunkturaussichten und eine begrenzte Neubewertung, wie stark die Löhne auf die Preise durchschlagen, wider.
3 Haushaltsaussichten
Der finanzpolitische Kurs im Eurogebiet wird für 2018 als weitgehend neutral eingeschätzt, und den Projektionen zufolge dürfte es ab 2019 zu einer Lockerung kommen. Die Messgröße für den finanzpolitischen Kurs ist die Veränderung des konjunkturbereinigten Primärsaldos nach Abzug der staatlichen Stützungsmaßnahmen für den Finanzsektor. Im Jahr 2019 war die Lockerung des finanzpolitischen Kurses in erster Linie auf Senkungen von direkten Steuern und Sozialbeiträgen sowie auf höhere Staatsausgaben in einigen Ländern zurückzuführen. Für 2020 wird eine weitere Lockerung projiziert. Hierzu werden vor allem weitere Senkungen bei direkten Steuern und Sozialbeiträgen, ein nach wie vor recht starkes Wachstum der Ausgaben sowie höhere Transferzahlungen beitragen. Das Basisszenario geht für 2021 von einer gewissen Lockerung aus, die größtenteils auf gestiegene Ausgaben in einigen Ländern zurückgeht.
Der Finanzierungssaldo des Eurogebiets wird sich den Projektionen zufolge 2019 verschlechtern und im verbleibenden Projektionszeitraum weitgehend unverändert bleiben. Die Schuldenquote geht unterdessen weiter zurück. Die Ausweitung des Defizits der öffentlichen Haushalte ist auf einen Rückgang des konjunkturbereinigten Primärsaldos zurückzuführen. Dies wird teilweise durch einen leichten Rückgang der Zinsausgaben ausgeglichen, der auf eine Substitution alter kostenintensiver Schulden durch neue Schulden zu niedrigeren Zinsen zurückzuführen ist. Der Rückgang der öffentlichen Schuldenquote wird von positiven Primärsalden und einem günstigen Zins-Wachstums-Differenzial unterstützt.
Gegenüber den Projektionen vom Dezember 2018 wird nun von einer deutlich ungünstigeren Entwicklung des Defizits im Eurogebiet ausgegangen, insbesondere für die Jahre 2020 und 2021. Ein weniger vorteilhafter Primärsaldo und eine geringere konjunkturelle Komponente, die den schwächeren gesamtwirtschaftlichen Aussichten geschuldet ist, führen zu dem höheren Haushaltsdefizit. Die Schuldenquote fällt den Projektionen zufolge höher aus, was in erster Linie mit einem steigenden Zins-Wachstums-Differenzial im Jahr 2019 zusammenhängt. Ausschlaggebend hierfür sind die Abwärtskorrektur des BIP-Wachstums und niedrigere Primärsalden.
Kasten 3
Sensitivitätsanalysen
Die Projektionen stützen sich maßgeblich auf technische Annahmen hinsichtlich der Entwicklung bestimmter Schlüsselgrößen. Da Letztere zum Teil einen großen Einfluss auf die Projektionen für das Eurogebiet haben können, lassen sich aus einer Untersuchung der Sensitivität der Projektionen in Bezug auf divergierende Entwicklungen der zugrunde liegenden Annahmen Aussagen über die Risiken gewinnen, mit denen die Projektionen behaftet sind. In diesem Kasten werden die Unwägbarkeiten einiger wesentlicher zugrunde liegender Annahmen und die Sensitivität der Projektionen in Bezug auf diese Annahmen erörtert.
1) Divergierende Entwicklungen des Ölpreises
Mit der Sensitivitätsanalyse sollen die Implikationen divergierender Entwicklungen des Ölpreises beurteilt werden. Die den Basisprojektionen zugrunde liegenden technischen Annahmen für die Ölpreisentwicklung prognostizieren auf Basis der Ölterminmärkte ein vergleichsweise flaches Profil der Ölpreise. Demnach dürfte der Preis für Rohöl der Sorte Brent im Jahr 2021 bei 60,6 USD pro Barrel liegen. Zwei divergierende Entwicklungen des Ölpreises werden analysiert. Die erste basiert auf dem unteren 25. Perzentil der Verteilung der Dichten, die aus Optionen für den Ölpreis am 12. Februar 2019 gewonnen wurde. Diese Entwicklung impliziert einen allmählichen Rückgang des Ölpreises auf 46,0 USD pro Barrel im Jahr 2021, was 24,1 % unter der im Basisszenario für jenes Jahr geltenden Annahme liegt. Verwendet man den Durchschnitt der Ergebnisse einer Reihe von makroökonomischen Modellen, die von Experten entwickelt wurden, hätte diese Entwicklung geringfügige positive Auswirkungen auf das Wachstum des realen BIP (etwa 0,1 Prozentpunkte in den Jahren 2020 und 2021), während die am HVPI gemessene Inflation um 0,2 Prozentpunkte (2019), 0,5 Prozentpunkte (2020) und 0,3 Prozentpunkte (2021) niedriger ausfiele. Die zweite Entwicklung basiert auf dem oberen 25. Perzentil derselben Verteilung und impliziert einen Anstieg des Ölpreises auf 77,8 USD pro Barrel im Jahr 2021, was 28,3 % über der im Basisszenario für jenes Jahr geltenden Annahme liegt. Diese Entwicklung wäre mit einem rascheren Anstieg der HVPI-Inflation verbunden. Sie würde um 0,4 Prozentpunkte (2019), 0,5 Prozentpunkte (2020) und 0,2 Prozentpunkte (2021) höher ausfallen, während das reale BIP-Wachstum geringfügig (um 0,1 % in allen Jahren des Projektionszeitraums) niedriger wäre.
2) Divergierende Entwicklung des Wechselkurses
Diese Sensitivitätsanalyse untersucht die Auswirkungen eines Anstiegs des Euro-Wechselkurses. Dieses Szenario entspricht der Verteilung der risikoneutralen Dichten, die aus Optionen für den USD/EUR-Wechselkurs am 12. Februar 2019 gewonnen wurde und eine starke Schiefe in Richtung einer Aufwertung des Euro aufweist. Das 75. Perzentil dieser Verteilung impliziert eine Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar auf einen Wechselkurs von 1,31 USD/EUR im Jahr 2021, was 15 % über der im Basisszenario für jenes Jahr geltenden Annahme liegt. Die entsprechende Annahme für den nominalen effektiven Wechselkurs des Euro spiegelt historische Regelmäßigkeiten wider. Danach entsprechen Änderungen des USD/EUR-Wechselkurses Änderungen des effektiven Wechselkurses mit einer Elastizität von knapp über 50 %. In diesem Szenario deuten die Ergebnisse einer Reihe von Experten erstellter makroökonomischer Modelle im Durchschnitt auf ein 0,1 Prozentpunkte (2019), 0,6 Prozentpunkte (2020) und 0,3 Prozentpunkte (2021) niedrigeres Wachstum des realen BIP hin. Die HVPI-Inflation läge demnach 2019 0,1 Prozentpunkte, 2020 0,6 Prozentpunkte und 2021 0,4 Prozentpunkte unter den Annahmen im Basisszenario.
Kasten 4
Prognosen anderer Institutionen
Sowohl von internationalen als auch von privatwirtschaftlichen Organisationen liegt eine Reihe von Prognosen für das Euro-Währungsgebiet vor. Diese Prognosen sind jedoch untereinander bzw. mit den von Experten der EZB bzw. des Eurosystems erstellten gesamtwirtschaftlichen Projektionen nicht vollständig vergleichbar, da sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten fertiggestellt wurden. Darüber hinaus verwenden sie unterschiedliche (teilweise nicht spezifizierte) Methoden zur Ableitung von Annahmen über fiskalische, finanzielle und außenwirtschaftliche Variablen (einschließlich Öl- und sonstiger Rohstoffpreise). Schließlich werden bei den verschiedenen Prognosen auch unterschiedliche Methoden der Kalenderbereinigung angewandt (siehe nachfolgende Tabelle).
Wie aus der Tabelle hervorgeht, liegen die derzeit verfügbaren Projektionen anderer Institutionen zum Wachstum des realen BIP und zur HVPI-Inflation weitgehend innerhalb der Bandbreiten der von Experten der EZB erstellten Projektionen (siehe die in eckigen Klammern angegebenen Werte in der Tabelle).
Vergleich aktueller Prognosen zum Wachstum des realen BIP und zur HVPI-Inflation im Euro-Währungsgebiet
© Europäische Zentralbank, 2019
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Informationen zur Fachterminologie finden sich im EZB-Glossar.
HTML ISSN 2529-4431, QB-CE-19-001-DE-Q
- Redaktionsschluss für technische Annahmen, beispielsweise zu den Ölpreisen und Wechselkursen, war der 12. Februar 2019 (siehe Kasten 1). Redaktionsschluss für die in den vorliegenden Projektionen enthaltenen sonstigen Daten war der 21. Februar 2019.
Die aktuellen gesamtwirtschaftlichen Projektionen beziehen sich auf den Zeitraum von 2018 bis 2021. Bei ihrer Interpretation ist zu berücksichtigen, dass Projektionen für einen so langen Zeitraum mit einer sehr hohen Unsicherheit behaftet sind. Siehe EZB, Von Experten des Eurosystems erstellte gesamtwirtschaftliche Projektionen für das Euro-Währungsgebiet – eine Bewertung, Monatsbericht Mai 2013.
Die den ausgewählten Tabellen und Abbildungen zugrunde liegenden Daten sind unter www.ecb.europa.eu/pub/projections/html/index.en.html abrufbar. - Die Annahme im Hinblick auf die nominalen Renditen zehnjähriger Staatsanleihen im Euroraum beruht auf dem gewichteten Durchschnitt der Renditen der zehnjährigen Benchmark-Anleihen der Länder. Diese Renditen werden mit den jährlichen BIP-Zahlen gewichtet und anhand eines Zukunftsprofils fortgeschrieben, das aus der Zinsstrukturkurve der EZB für die Zehnjahres-Pari-Rendite aller Anleihen des Euroraums abgeleitet wird. Dabei wird die anfängliche Abweichung zwischen den beiden Reihen über den Projektionszeitraum hinweg konstant gehalten. Die Abstände zwischen länderspezifischen Staatsanleiherenditen und dem entsprechenden Euroraum-Durchschnitt werden über den Projektionszeitraum hinweg als konstant angenommen.
- Die Annahmen bezüglich der Preise für Öl und Nahrungsmittelrohstoffe beruhen auf den Terminkontraktpreisen bis zum Ende des Projektionszeitraums. Für die übrigen Industrierohstoffe (ohne Energie) wird davon ausgegangen, dass sich deren Preise bis zum ersten Quartal 2020 den Terminkontraktpreisen und anschließend der globalen Konjunktur entsprechend entwickeln werden.
- Durchschnittswert von 1999 bis 2007.
- 7 March 2019