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Die Euro-Banknoten: ein sicheres Zahlungsmittel und ein Symbol für Europa

Rede von Benoît Cœuré, Mitglied des Direktoriums der EZB,auf der Konferenz „Vorbereitungen für die Einführung der Europa-Serie: Herausforderungen und Chancen“, organisiert von der Europäischen Zentralbank und der Oesterreichischen Nationalbank,Wien, 22. April 2013

Meine sehr verehrten Damen und Herren [1],

ich freue mich sehr über die Gelegenheit, hier bei dieser Konferenz zu Ihnen zu sprechen. Zugegebenermaßen liegt mein Schwerpunkt aufgrund meiner Zuständigkeit für den Bereich Zahlungsverkehr und Marktinfrastrukturen sonst eher auf bargeldlosen Zahlungen als auf Barzahlungen. Meiner Meinung nach stehen aber Bar- und elektronische Zahlungen nicht im Wettbewerb miteinander, vielmehr ergänzen sie einander. Beide Zahlungsformen haben ihre Daseinsberechtigung und können alleine nicht bestehen.

Was die Rolle von Bargeld innerhalb des Eurosystems betrifft, so sollten wir uns vergegenwärtigen, dass es bei diesem Thema für Zentralbanken um mehr geht als um die Ausgabe von Banknoten. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist für uns vor allem der Anteil von umlaufenden Euro-Bargeld von Interesse, das für inländische Transaktionen im Eurogebiet verwendet wird, da dies eine Schlüsselvariable für die Messung der Wirtschaftsaktivität und der Preisentwicklung ist. Außerdem ist die Nachfrage nach Euro-Banknoten eine der treibenden Kräfte des Liquiditätsbedarfs von Banken; dieser Bedarf ist ein wichtiger Indikator für unsere geldpolitischen Geschäfte. Aufgrund der Sondermaßnahmen des Eurosystems spielen Banknoten für den Liquiditätsbedarf der Banken derzeit eine geringere Rolle. Der Gewinn aus dem Banknotenumlauf, die sogenannte Seigniorage, ist allerdings nach wie vor eine wichtige Einnahmequelle des Eurosystems.

Obwohl die Seignorage einen bedeutenden Teil der gesamten Einkünfte des Eurosystems ausmacht, steht die EZB der Verwendung von Banknoten anstatt anderer Zahlungsmittel neutral gegenüber. Anders formuliert: wir fördern die Nutzung von Bargeld nicht, legen ihr aber auch keine Steine in den Weg. Unserer Meinung nach wird die Verwendung von Geldscheinen und Münzen durch die Nachfrage nach ihnen gesteuert. Unsere Neutralität darf aber nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden. Ganz im Gegenteil: Geld ist im wahrsten Sinne des Wortes „Vertrauenssache“. Der Wert unseres „Papiergelds“ hängt davon ab, dass die Menschen es für ein vertrauenswürdiges Zahlungsmittel halten. Dies ist ein entscheidender Punkt: die Wahrung von Vertrauen ist ein essenzieller Grundsatz, der allen Maßnahmen und Entscheidungen des Eurosystems im Bereich Banknoten zugrunde liegt.

Wenn wir uns die Zahlen zu den Banknotenfälschungen der letzten Jahre ansehen, können wir erfreut feststellen, dass die Euro-Geldscheine dieses Vertrauens würdig sind! 2012 wurde nur knapp eine halbe Million Falschnoten aufgespürt und aus dem Verkehr gezogen – angesichts von durchschnittlich 14,19 Milliarden im Umlauf befindlichen Euro-Banknoten eine sehr geringe Zahl. Dass Euro-Banknoten vertrauenswürdig sind, ist nicht nur aus Statistiken ersichtlich, sondern kann auch im Alltag beobachtet werden. So nehmen Menschen im Supermarkt Erdbeeren im Wert von unter 3 € genau unter die Lupe, legen den 10-€-Schein, den sie beim Einkaufen als Wechselgeld bekommen, hingegen ungeprüft in ihr Portemonnaie.

Die Zunahme der umlaufenden Euro-Geldscheine zeigt zudem, dass es uns gelungen ist, das Vertrauen in unsere Banknoten aufzubauen und zu wahren. Ende März 2013 waren 15,2 Milliarden Geldscheine mit einem Nominalwert von 896,4 Milliarden € im Umlauf; gegenüber Ende 2002 stellt dies einen Zuwachs um etwa 150 % dar.

Dieser Anstieg lässt sich aber nur zu einem sehr geringen Teil durch die vermehrte Nutzung von Bargeld bei Transaktionen erklären. Unseren Schätzungen zufolge wird wertmäßig ungefähr ein Drittel des derzeitigen Bargeldumlaufs für Geschäfte im Eurogebiet verwendet. Weitere 25 % dürften in Ländern außerhalb des Euro-Währungsgebiets genutzt werden. Demnach wird der verbleibende Anteil – rund 40 % – im Euroraum als Wertaufbewahrungsmittel gehalten. Die Tatsache, dass ein Drittel der Banknoten bei Transaktionen im Euroraum zum Einsatz kommt, heißt, dass sich Änderungen dieses Anteils nur auf einen relativ kleinen Teil des Banknotenumlaufs auswirken. Und selbst dieser relativ geringe Anteil wird nur in begrenztem Maß durch Änderungen im Zahlungsverhalten beeinflusst. Grund hierfür ist, dass eine Banknote im Verlauf eines Jahres bei vielen Transaktionen verwendet werden kann. Ein 5-prozentiger Anstieg bei Kartenzahlungen heißt also im Umkehrschluss nicht zwangsläufig, dass der Bargeldumlauf um 5 % abnimmt.

Das ist vermutlich einer der Gründe, warum der Umlauf von Euro-Banknoten – und dies trifft sogar auf die bei Barzahlungen am häufigsten verwendeten Stückelungen zu – in den vergangenen zehn Jahren trotz der kräftigen Steigerungen bei Anzahl und Volumen von Kartentransaktionen nicht rückläufig ist. In der Zeit von 2002 bis 2011 hat sich die Anzahl der Kartenzahlungen pro Einwohner nahezu verdoppelt, und zwar von 36 auf 67 Transaktionen. Nicht nur die Anzahl, auch das Volumen der Kartenzahlungen hat deutlich zugenommen, von 600 Milliarden € im Jahr 2002 auf 1,1 Billionen € im Jahr 2011. [2] Auf Grundlage mehrerer Umfragen gehen wir allerdings davon aus, dass im Eurogebiet zahlenmäßig nach wie vor 70 % bis 80 % aller Transaktionen und wertmäßig 50 % bis 60 % aller Transaktionen in Geschäften bar getätigt werden. [3]

Obwohl Bargeld im Alltag noch das gängigste Zahlungsmittel ist, gibt es Anzeichen für eine allmähliche Veränderung. Umfragen verschiedener Zentralbanken deuten darauf hin, dass der Anteil von Bargeld bei Massenzahlungen langsam abnimmt. Der Rückgang scheint eher das Volumen als die Anzahl der Barzahlungen zu betreffen, was heißt, dass der durchschnittliche Betrag von Barzahlungen ebenfalls sinkt. Bei einer 2008 von der EZB in acht Euro-Ländern durchgeführten Umfrage über das Zahlungsverhalten zeigte sich, dass bei Beträgen unter 20 € zumeist Bargeld zum Einsatz kommt. Durchschnittlich 55 % der Befragten gaben an, bei Einkäufen zwischen 30 € und 100 € für gewöhnlich Bargeld zu verwenden. Bei Beträgen unter 20 € gaben im Schnitt 87 % der Umfrageteilnehmer an, immer oder häufig bar zu bezahlen. Dieses Verhalten schlägt sich auch in den Durchschnittsbeträgen bei Barzahlungen nieder: im Jahr 2011 belief sich der Durchschnittsbetrag in Deutschland und Österreich auf rund 20 €, in den Niederlanden hingegen nur auf knapp 12 €. [4] Bargeld ist also weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel für alltägliche Besorgungen, aber es wird weitgehend und zunehmend für Kleinbetragszahlungen eingesetzt.

Das heißt aber nicht, dass Bargeld bei großvolumigen Zahlungen überhaupt nicht mehr Verwendung findet. In der bereits angeführten Studie aus dem Jahr 2008 gaben durchschnittlich 20 % der Befragten an, dass sie bei Summen zwischen 200 € und 1 000 € immer oder fast immer Bargeld benutzten. Und 4 % der Umfrageteilnehmer bezahlen eigenen Angaben zufolge sogar Beträge über 10 000 € normalerweise bar.

Banknoten besitzen noch eine weitere Funktion – sie dienen als Wertaufbewahrungsmittel. Unter normalen Umständen sind die Opportunitätskosten der Bargeldhaltung bei niedrigen Zinsen gering, weshalb die Nachfrage nach Banknoten als Wertspeicher folglich steigt. Wir können also davon ausgehen, dass der Anteil des Bargeldumlaufs, der als Wertaufbewahrungsmittel dient, weiter ansteigt, solange die Zinsen niedrig bleiben. Wie uns die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, können außergewöhnliche Umstände eine zusätzliche Nachfrage nach Geldscheinen als Wertspeicher schaffen. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers zeigte sich dies deutlich: in einem Zeitraum von nur drei Wochen steigerte sich die Nachfrage nach Banknoten um 35 Milliarden €. Die gleiche Entwicklung war in Griechenland in Zeiten hoher Unsicherheit zu beobachten; als sich die Lage wieder stabilisiert hatte, flossen die Banknoten an die Zentralbank zurück. Im März und Anfang April stieg auch in Zypern die Nachfrage nach Bargeld rapide an, wobei das Eurosystem bereitstand, um diese von Vorsichtsmotiven geleitete höhere Nachfrage nach Banknoten zwecks Verhinderung weiterer Störungen zu bedienen.

Die Situation in Zypern hat uns daher vor Augen geführt, dass Geld einerseits ein Zahlungsmittel und andererseits ein Wertaufbewahrungsmittel für Ausnahmesituationen ist. Wenn die Banken geschlossen sind, Schecks nicht mehr akzeptiert werden und sogar die Zahlungskarten von in Schieflage geratenen Banken kein Vertrauen mehr genießen, ist Geld augenscheinlich die einzige Möglichkeit, ein Geschäft sofort und ohne Kreditrisiko durchzuführen. Während einige Einzelhändler Bargeld bevorzugten, konnte man bei anderen weiterhin mit Karte zahlen und Bargeld abheben. Diese Situation zeigt deutlich, dass ein Zusammenhang zwischen Bargeld und Zahlungskarten besteht. Bleiben die Banken geschlossen, sind Geldautomaten die einzige Bezugsquelle für Banknoten. Damit man aber Geldscheine am Automaten ziehen kann, braucht man eine Karte, und sowohl die Karten- als auch die Automatennetzwerke müssen voll funktionsfähig sein.

Inwiefern beeinflussen diese Entwicklungen nun die Haltung des Eurosystems in Bezug auf Bargeld?

Erstens: Obwohl wir nicht erwarten, dass sich in nächster Zeit drastische Änderungen ergeben, werden elektronische Zahlungen weiter zunehmen. Dieser Prozess, durch den der Bedarf an Banknoten für Transaktionszwecke abnimmt, wird sich jedoch allmählich vollziehen. Ziehen wir zur Veranschaulichung Zahlen von 2011 heran: wenn alle Euro-Länder dasselbe Zahlungsverhalten aufwiesen wie die Niederlande, in denen zahlenmäßig 62 % und wertmäßig 37 % aller Massenzahlungen bar erfolgten, dann würden im Eurogebiet nur noch halb so viele Bargeldabhebungen stattfinden wie heute. Infolgedessen werden die sozialen Kosten von Barzahlungen im Verhältnis zu den sozialen Kosten von elektronischen Zahlungen weiter steigen. Dadurch wird die Bargeldbranche in jedem Fall zu mehr Effizienz angehalten werden.

Zweitens sind wir der Meinung, dass es aufgrund von unterschiedlichen Verhaltensmustern in Bezug auf die Bargeldnutzung und aufgrund von länder- und kulturspezifischen Unterschieden weder möglich noch wünschenswert ist, den Bargeldzyklus im gesamten Eurogebiet gleich zu gestalten. Wir sollten uns aber wenigstens in die gleiche Richtung bewegen und eine Reihe gemeinsamer Regeln und Grundsätze zur Organisation des Bargeldkreislaufs vereinbaren. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Beschluss der EZB über die Wiederausgabe von Banknoten, in dem die Regeln für die Wiederausgabe von Euro-Banknoten niedergelegt sind und der auf alle Euro-Länder Anwendung findet. Dadurch dürfte gewährleistet sein, dass die Bürgerinnen und Bürger im gesamten Eurogebiet sicher sein können, dass die an Geldautomaten abgehobenen Banknoten echt sind.

Drittens spricht natürlich nichts gegen eine Gesellschaft, in der Bargeld eine geringere Rolle spielt. Eine bargeldlose Gesellschaft ist allerdings in naher Zukunft undenkbar. Sofern es andere gesetzlich anerkannte Zahlungsmittel gibt, sind die in einigen Ländern getroffenen Entschlüsse und ergriffenen Initiativen zur gesetzlichen Einschränkung der Höhe von Barzahlungen mit dem Status der Euro-Banknoten und -Münzen als gesetzliches Zahlungsmittel durchaus vereinbar. Derartige Einschränkungen können aber nur akzeptiert werden, wenn sie im Verhältnis zum angestrebten Ziel stehen. Obwohl es nachvollziehbar ist, dass Kaufleute die Bargeldmengen in ihren Geschäften aus Effizienz- und Sicherheitsgründen gerne verringern möchten, sind wir der Auffassung, dass es problematisch wäre, wenn der Großteil des Einzelhandels kein Bargeld mehr annehmen würde. Dies wäre zum großen Teil nicht im Sinne der Bevölkerung, und es würde auch dem Grundsatz des Status der Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel sowie deren allgemeiner Akzeptanz zuwiderlaufen.

Viertens haben uns die Ereignisse des Jahres 2008 und auch die jüngsten Entwicklungen in einigen Ländern gezeigt, dass eine Verbindung zwischen der Nachfrage nach Banknoten und dem Vertrauen der Öffentlichkeit in den Bankensektor besteht. Obwohl die Menschen ganz offensichtlich Vertrauen in die Euro-Banknoten haben, wäre es dennoch besser, wenn sie nicht das Gefühl hätten, diese aufgrund von Bedenken über die Solidität einer Bank oder des Bankensektors vermehrt vorhalten zu müssen. Daher arbeiten wir intensiv an der Errichtung einer europäischen Bankenaufsicht. Wir sollten schnellstmöglich alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um das Vertrauen in den Bankensektor wiederherzustellen.

Nach diesen Anmerkungen möchte ich nun auf das Thema zu sprechen kommen, aufgrund dessen wir heute hier sind: die Inverkehrgabe der 5-€-Banknote der Europa-Serie. Die Hauptgründe für die Einführung einer neuen Serie sind, dass die ersten Euro-Banknoten vor über elf Jahren ausgegeben wurden und die bei der ersten Serie angewendete Banknotentechnologie über 15 Jahre alt ist. Auch wenn die Zahl der Fälschungen relativ gering ist, ist es dennoch wichtig, das Vertrauen in die Euro-Geldscheine zu wahren und auf dem neuesten Stand der Technologie zu bleiben. Am 2. Mai werden wir daher als erste Stückelung der neuen Serie die 5-€-Banknote in Umlauf geben. In den kommenden Jahren werden dann die übrigen Stückelungen in aufsteigender Reihenfolge nach und nach ausgegeben.

Neben der kräftigeren Farbe sind die optisch auffälligsten Neuerungen des 5-€-Geldscheins der zweiten Serie wohl die Smaragd-Zahl auf der Banknotenvorderseite und das Porträt der Europa, das sich sowohl im Wasserzeichen als auch im Hologramm wiederfindet. Die wichtigsten Änderungen dürften dem menschlichen Auge allerdings verborgen bleiben. Zum einen wurden die Scheine mit einer speziellen Schutzschicht versehen, was ihre Haltbarkeit steigert und somit auch eine längere Umlaufzeit ermöglichen sollte, zum anderen enthalten sie mehrere neue oder verbesserte Sicherheitsmerkmale, die bei Geräten zur Echtheitsprüfung und bei Bargeldbearbeitungsgeräten eingesetzt werden.

In den meisten Ländern werden die neuen 5-€-Scheine in erster Linie über den Schalterverkehr der Banken oder in Form von Wechselgeld bei Einkäufen in Umlauf gebracht. So werden die neuen 5-€-Banknoten nach und nach ihren Weg in die Portemonnaies der Menschen finden. Nur in ein paar Ländern gelangen die 5-€-Banknoten auch über Geldausgabeautomaten in Verkehr, aber sogar diese Staaten scheinen die Anzahl von 5-€-Banknoten in ihren Automaten zu reduzieren. Dies ist unserer Meinung nach keine positive Entwicklung; wir würden es begrüßen, wenn Banken erwägen würden, mehr 5-€-Banknoten über Automaten auszugeben. Das wäre praktisch sowohl für die Bevölkerung, die Kleinbeträge gerne bar bezahlt, als auch für Händler, die weniger Wechselgeld vorhalten müssten. Außerdem würde dadurch in vielen Ländern die Qualität der umlaufenden 5-€-Banknoten insgesamt gesteigert.

In den Präsentationen am heutigen und morgigen Tag werden Sie mehr über die Gestaltung und die Sicherheitsmerkmale der neuen Euro-Banknoten und über die vorbereitenden Arbeiten für die Einführung der Europa-Serie durch die Zentralbanken und die verschiedenen Akteure im Bargeldkreislauf erfahren. Diese Präsentationen werden auch zeigen, dass die Gestaltung, die Entwicklung und der Druck neuer Banknoten nur die Hälfte der Arbeit ausmachen, die mit der Ausgabe einer neuen Banknotenserie verbunden ist. Mit der anderen Hälfte sind die verschiedenen Akteure im Bargeldkreislauf betraut.

Bei der Einführung einer neuen Banknote ist es äußerst wichtig, die Öffentlichkeit über die Sicherheitsmerkmale des Geldscheins zu informieren, und sie dazu zu bewegen, sich die Banknoten genau anzusehen. Das ist keine leichte Aufgabe bei einem Produkt, dass die Menschen seit elf Jahren kennen und jeden Tag verwenden. Mit unserer Informationskampagne sollen die Menschen daher auf die Europa-Serie und auf ihre Sicherheitsmerkmale aufmerksam gemacht werden. In diesem Zusammenhang ist es ein positives Signal, das nach Bekanntgabe der neuen 5-€-Banknote am 10. Januar dieses Jahres stolze 51 % der Teilnehmer einer im Eurogebiet durchgeführten öffentlichen Befragung angaben, von der neuen Serie zu wissen. Dies zeigt, dass sich die Bürger und die Medien für das Thema Banknoten interessieren. Diese Umfrage ergab aber auch, dass es weiterer Anstrengungen bedarf, um sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit nicht nur weiß, dass es eine neue Banknotenserie gibt, sondern auch deren Sicherheitsmerkmale kennt.

Ich habe in meinem Vortrag angesprochen, dass Euro-Banknoten für Zahlungs- und Wertaufbewahrungszwecke verwendet werden. Nun möchte ich noch auf die dritte Funktion des Geldes nach Aristoteles eingehen, nämlich die Funktion als Recheneinheit. [5] Über die Jahre sind die Euro-Geldscheine, unsere „greifbare Recheneinheit“, zu einem wichtigen Symbol der europäischen Integration geworden. Ein Euro-Geldschein ist in allen Euro-Ländern gleich viel wert. Dasselbe sollte für Geschäftsbankengeld im gesamten Eurogebiet gelten. Der einheitliche Aufsichtsmechanismus wird dazu beitragen, dass die Verbindlichkeiten der Banken im Euroraum wieder gleich behandelt werden, vorausgesetzt, er wird von einem einheitlichen Mechanismus (mit einem gemeinsamen finanziellen Sicherungsmechanismus) zur Abwicklung insolventer Banken begleitet. Die EZB lässt es nicht zu, dass das Vertrauen in den Euro als Wertstandard durch Befürchtungen eines Zusammenbruchs und durch finanzielle Fragmentierung untergraben wird. Sie wird weiterhin angemessen und innerhalb der Grenzen ihres Mandats handeln.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

  1. [1]Ich danke Henk Esselink für seinen Beitrag zu dieser Rede. Ich allein bin für den Inhalt dieser Rede verantwortlich.

  2. [2]EZB, Statistical Data Warehouse.

  3. [3]Deutsche Bundesbank (2012), Zahlungsverhalten in Deutschland 2011; N. Jonker, A. Kosse und L. Hernández (2012), Cash usage in the Netherlands: How much, where, when, who and whenever one wants?, Occasional Studies der Nederlandsche Bank, Bd. 10, Nr. 2; P. Mooslechner, H. Stix und K. Wagner (2013), The Use of Payment Instruments in Austria, Monetary Policy and the Economy, Q4/12, Oesterreichische Nationalbank; H. Schmiedel, G. Kostova und W. Ruttenberg, (2012) The social costs of retail payment instruments: A European Perspective, Occasional Paper Series der EZB, Nr. 137.

  4. [4]Siehe auch De Nederlandsche Bank (2012), Factsheet: Contante Betalingen Geteld 2011, abrufbar unter www.dnb.nl/en/news/news-and-archive/dnbulletin-2012/dnb274102.jsp

  5. [5]Aristoteles: Nikomachische Ethik, Buch V, und Politik, Buch I.

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